Donnerstag, 12. August 2010

Hypnose: Revolution beim Zahnarzt? (wittert DIE WELT)

Betäubung per Hypnose:
Die medizinsche Revolution
fand um 1840 in Indien statt
Abb.: Wikipedia
"Revolution im Behandlungszimmer: Mit einer Hypnose vor der Zahnuntersuchung sollen die Patienten ihre Furcht vor Bohrer und Spritzen verlieren." 
So führt DIE WELT einen Artikel über Hypnose beim Zahnarzt ein. Dabei ist Betäubung per Hypnose ein alter Hut. James Esdaile, ein schottischer Arzt im Dienste der Britischen Ostindien-Kompanie, operierte und amputierte zu Beginn des 19. Jahrhunderts in 345 berichteten Fällen mit Hilfe einer durch hypnotische Trance induzierten Schmerzabschaltung. Was er da alles schmerzfrei amputierte, wird vor allem Zeitgenossen männlichen Geschlechts einen Schauer über... was auch immer jagen.


John Esdaile standen in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts keine Betäubungsmittel zur Verfügung. Das erfand übrigens ein Landsmann Esdailes, James Young Simpson, im Jahre 1847: Den Einsatz von Chloroform zum Zweck der Betäubung. Die Situation in den Hospitälern, ob in England oder in Indien, war, aller beginnenden Industrialisierung zum Trotz, immer noch mittelalterlich. Esdaile, der einen 20-Jahres-Kontrakt mit der britischen Handelsgesellschaft geschlossen hatte, war zuständig für ein kleines Hospital in Kalkutta und betreute außerdem das örtliche Gefängniskrankenhaus.


John Esaile um 1850
Hypnose war damals nur als "Mesmerismus" bekannt, ohne Kenntnis der eigentlichen Wirkmechanismen. Und da Esdaile nur von Mesmers berühmten Sitzungen (erst in Deutschland, dann in Paris) gelesen hatte, aber nie beim "Meister" gelernt hatte, erfand er eher aus Versehen eine eigene Methode, die auch das Atmen des Klienten - teils über Stunden hinweg - mit einbezog. Der Effekt war derselbe: hypnotische Trance, Analgesie/Anästhesie, Angstfreiheit, postoperativ ein sehr günstiger Verlauf der Wundheilung.


Übrigens: Der kränkliche Esdaile, der nach Indien des besseren Klimas wegen gegangen war, führte die Sitzungen mit seinen Patienten überwiegend gar nicht selbst durch. Er lehrte einheimische Jungs, die die Prozedur mit den Patienten durchzuführen, ehe Esdaile dann die Säge oder das Messer ansetzte, etwa um dem seinerzeit in Bengalen stark verbreiteten Tumor am männlichen Hoden einen radikalen Abgang zu verschaffen. 



In heutigen Arztpraxen wird man sich wohl kaum acht Stunden Zeit nehmen. Gottlob ist die Entwicklung weiter gegangen: Wenn man möchte, so kann man innerhalb von zehn Sekunden hypnotisiert werden. Das ganze nennt man Blitzhypnose. Dieser Hut ist allerdings eigentlich noch viel älter: Blitzhypnose wandte schon Abbé Faria ausgangs des 18. Jahrhunderts an. 







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