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Wilhelm Wundt (um 1890) gilt als Begründer der Psychologie als eigenständige Wissenschaft |
Diese Fragen nach dem Verständnis von Begriffen, Handlungen und Zusammenhängen wollen wir im Nachgang klären. Dabei wollen wir aber unseren Begründungsaufwand in den engen Grenzen dieses Blogs halten. Im Zweifel werden hier also intuitive Prozesse des Verstehens (pseudo-) wissenschaftlichen Letztbegründungen vorgezogen - was dem Gegenstand angemessen ist.
Die Psychologie, verstanden als Wissenschaft vom Erleben, Empfinden und Verhalten des Menschen, ist im 19. Jahrhundert entstanden. Wilhelm Wundt war es, der in Leipzig des Institut für experimentelle Psychologie gründete (1879) und damit zum Vater dieser Disziplin als ebenso eigenständige wie empirische Wissenschaft wurde. Zuvor bemühte sich bereits Kants Lehrstuhl-Nachfolger in Königsberg bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um eine Lehre der Psychologie: Friedrich Herbart.
So, wie sich die Psychologie als Wissenschaft und die Psychotherapie als ihre Anwendung heute darstellen, sind sie beide Produkte des 19. Jahrhunderts, ebenso übrigens wie die Medizin. Beide Disziplinen stehen auf der Grundlage der Konzepte, die im 19. Jahrhundert erdacht und systematisiert wurden. Beide haben ihre Basis in den Rationalisierungsprozessen, die im 19. Jahrhundert eine strenge Linie zog zwischen Wissenschaftlichkeit auf der einen und Aberglaube/unsicherem Erfahrungswissen/gesunder Menschenverstand etc. auf der anderen Seite.
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Auf dem Turm von Pisa entdeckte Galilei Galileo u. a. das mechanische Gesetz der Erdrotation mit seinen Pendel-Experimenten |
In dieser Welt wurden die Naturgesetze aufgestellt, wurden die Planetenbahnen berechnet, die Erdrotation entdeckt. Newton, Keppler, Galileo jagten die unsichtbaren Gesetzmäßigkeiten hinter der sichtbaren Welt. Ihre Beute waren Formeln. Dies war eine Revolution und Lichtjahre entfernt vom Mittelalter mit seinem lückenhaften Erfahrungswissen (und wieviel Erfahrung wurde im Mittelalter verbrannt - in Buch- oder Hexenform-, starb im Krieg oder an der Pest!) Von nun an wurde die Welt prinzipiell als eine Maschine begriffen, in der das Betätigen eines Schalters eine - je nach Stand der Forschung - genau vorhersehbare Wirkung hat.
Auf diesem Konzept einer mechanischen Welt bauen Medizin und Psychologie auf. Auf der Grundlage dieses Konzept wird auch heute noch an den Universitäten gelehrt. Der überwiegende Teil des medizinischen Grundstudiums besteht aus der Kenntnis der mechanischen Abläufe im Körper (Chemie, Biochemie, Physik etc.). Der überwiegende Teil des psychologischen Studiums beseht in Statistik und Mathematik.
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Das Undarstellbare darstellen: Quantenmechanik Rastertunnelmikroskaufnahme von Kobaltatomen auf einer Kupferoberfläche. Sowohl das Messverfahren als auch die physikalische Interpretation der beobachteten Strukturen basieren auf Konzepten der Quantenmechanik |
Damit aber ignorieren diese beiden bedeutendsten Humanwissenschaften des 19. Jahrhunderts die beiden bedeutendsten natur- und geisteswissenschaftlichen Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts - die der Quanten- und die der Systemtheorie.
Was das bedeutet? Das bedeutet, dass die medizinische und psychologische Forschung des 21. Jahrhunderts auf der überholten, nicht mehr haltbaren Grundlage des 19. Jahrhunderts stattfindet und die wesentlichen Impulse des 20. Jahrhunderts - die der Systemtheorie und die der Quantenmechanik - so gut wie keine Berücksichtigung finden. Und was für die Wissenschaftsdiziplin gilt, gilt in noch größerem Ausmaße für ihre Anwendung in der Therapie.
Was dies im Einzelnen bedeutet und wie sich die Hypnose davon unterscheidet, das möchten wir in einem unserer nächsten Posts etwas genauer darlegen.
*mit Wirkung auf Körper und Seele
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