Freitag, 17. September 2010

Hypnose wo? Gesunder Menschenverstand, Teil 3

Nachdem wir im letzten Post vorläufig die Hypothese aufgestellt haben, dass es womöglich sehr praktisch sei, nicht nur die Hypnosetherapie als Therapeut zu beherrschen, sondern auch andere - weniger fordernde - Therapien (der Pausen und der Erholung wegen), schalten wir nun wieder unseren gesunden Menschenverstand ein. Der gesunde Menschenverstand nutzt nämlich nicht nur die Fähigkeit des Schlüsseziehens im Reinraum, nein, er bezieht am liebsten auch allzu menschliche Eigenschaften i seine Überlegungen mit ein. Zwei der allzu menschlichen Eigenschaften spielen hier eine besondere Rolle: das Bedürfnis nach Behaglichkeit und das Bedürfnis nach einem sicheren und hohen Einkommen. 



Wenn wir ehrlich sind, so hat jeder diese Bedürfnisse, wer sitzt nicht gern reich im Warmen, auch wenn es dem einen oder anderen gelingt, diese Bedürfnisbefriedigung nicht zur obersten Maxime seines Handelns zu machen. 


Doch wer die Wahl hat zwischen etwas Anstrengendem und etwas weniger Anstrengendem, der wird auf Dauer, und ist er noch so ehrenhaft und altruistisch, immer häufiger des weniger Anstrengende wählen, und vielleicht sogar mit gutem Recht, zumindest wird man es ihm nicht verübeln. Wer die Wahl hat, sollte sie nutzen. 


So kommt es nun zu einem interessanten Zusammenhang: Die Mitgliedslisten der einschlägigen Hypnoseverbände sind lang, nimmt man sie ernst, so findet man in jeder deutschen Stadt zumindest mittlerer Größe mehrere Hypnosetherapeuten. Macht man sich aber die Mühe nachzufragen, wer die Hypnose denn nun wirklich ausschließlich anwendet, so wird ein Rest von kaum mehr als zehn Prozent dieser langen Liste bleiben, eher weniger.

Als Kunde, der ein bestimmtes Anliegen hat, das er mit Hypnose gelöst haben möchte, wird man in der Praxis auf der Angebotsseite mit einem Mischangebot konfrontiert: mit dem Psychoanalytiker, der auch Hypnose beherrscht, mit dem Verhaltenstherapeuten, der eine Hypnose-Zusatzausbildung absolviert hat, dem Hausarzt, der sich bei der Milton-Erickson-Gesellschaft weitergebildet hat, dem Hypnose-Quereinsteiger, der akkupunktiert oder mit Reiki arbeitet oder mit Heilkräutern oder Familienaufstellungen. Alles ist möglich. Und weil in solchen Fällen immer alles möglich ist, ist es auch möglich, sich nicht voll und ganz auf die Hypnose verlassen zu müssen, sich nicht auf sie einlassen zu müssen, ihr mit ihren Anforderungen, aber - in der Tiefe - auch mit ihren überlegenen Möglichkeiten:  auszuweichen.

Ein typischer hypnosetherapeutischer Zyklus besteht aus vier bis sechs Sitzungen. Selbst bei schwersten Fällen von Zwangsstörungen, Allergien, Depressionen, ADHS (Liste lässt sich verlängern) haben wir mehr als zehn Sitzungen nur auf persönlichen Wunsche des Klienten erlebt - nicht aus Erfolglosigkeit heraus, sondern aus der positiven Erfahrung des Klienten, dass sich neben dem Symptom noch viele andere Dinge im Leben unvermutet bessern (warum das so ist, lässt sich erklären, steht aber auf einem anderen Blatt).

Demgegenüber besteht ein typischer psychotherapeutischer Zyklus oft aus der zehnfachen Anzahl an Sitzungen. Eine solche Perspektive stellt aus ökonomischer Sicht immer eine Verlockung dar. Ebenso wie alternative Therapien, die weniger geistige Konzentration erfordern, ebenso wie schulmedizinische Therapien, die einem Schema folgen, das nach der weichenstellenden Diagnose oft nur noch ein Gleis in eine Richtung ist.

Die Schlussfolgerung, die der gesunde Menschenverstand aus dem Vorgetragenen zieht, ist einfach: Wer ein Jazzkonzert hören möchte, sollte nicht zu den Symphonikern gehen, sondern in den Jazzkeller, wer Hypnosetherapie möchte, sollte nicht zu X gehen (hier können Sie jetzt selbst etwas eintragen), sondern eine Hypnosepraxis besuchen.

Denn auch wenn die Qualität einer Hypnose sehr unterschiedlich sein kann (was menschlich ist), so lassen Spezialisierung und Übung doch einen Schluss zu: Ein Violinist, der täglich mehrere Stunden übt, wird sein Instrument in der Regel besser beherrschen als einer, der seltener oder gerne auch noch Klavier, Flöte und Gitarrre spielt. Und so verhält es sich auch mit der Hypnose - neben aller "Kunst" ist es zuallererst doch auch ein Handwerk, das ständig geübt werden muss. Nur die Noten einmal lernen und zu besonderen Ereignissen das Ständchen spielen - das reicht nicht aus.


Mehr dazu: » Infoseiten des IHvV » Hypnoseportal » Hypnose-CD's

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