Dienstag, 28. September 2010

Hypnose ist, wenn's stinkt und knallt (und bei RTL zu sehen ist)

Silvie van
der Vaart
Noch wissen wir nicht, ob wir es bewundern oder mit der Nase rümpfen sollen: Der Auftritt eines Hypnotiseurs als Supertalent bei RTL. Die eher unappetitliche Show (Bilder malen mit Körperteilen, die zu Recht im Verborgenen gehalten werden sollten) hat ein Millionenpublikum. Zu bewundern oder zu berümpfen ist die Dreistigkeit eines entfernten Verwandten der Hypnosekunst. Gemeint ist jener "Kollege", der mit Blitzhypnose in der Show etwas für die Zunft recht Triviales anstellt, nichts anderes nämlich, als die Ehefrau eines holländischen Fußballstars steif wie ein Brett (hier das Video) zu machen. Solche Jahrmarktshypnose, Ganzkörper-Katalepsie oder auch kataleptische Brücke genannt, führte in England bereits im vorigen Jahrhundert dazu, dass dort Showhypnose verboten wurde. Spielverderber? Fragen Sie mal Ihren Orthopäden! In Deutschland ist es gut genug für Supertalente. Dabei ist die kataleptische Brücke Peanuts (bänkerdeutsch für erdnussartige Kleinigkeiten) gegen das, was gute Hynosetherapeuten mit Frau van der Vaart (und nicht nur mit ihr) sonst noch veranstalten könnten.


Zunächst jedoch sollte man die Silvie (van der Vaart) desillusionieren: Hypnose ist nicht erst, wenn's stinkt und knallt (sprich, wenn sie "ganz weg" und "steif wie ein Brett" ist), sondern wenn schlicht der Bewusstseinswächter im Gehirn im Alpha-Zustand umgangen wird und eine direkte Kommunikation mit dem Unbewussten aufgebaut wird.

Dabei kann das Bewusstsein ruhig mit zuhören, doch wir kennen es besser, es ermüdet schnell und lässt sich gern ablenken und folgt dann der Stimme des Therapeuten auf eine nette Reise sonstwohin - voilá, schon ist man in Hypnose, und dann könnte die Silvie zum Beispiel ihr nächstes Kind ganz ohne Kaiserschnitt bekommen, oder zum Zahnarzt ohne Angst oder Spritze.

Sie müsste nach Ihrer Krebsbehandlung wohl auch keine Perücke mehr tragen, denn es ist nun inzwischen ausreichend dokumentiert, dass mit Hypnose die lästigen Nebenwirkungen von Chemokeule und Strahlenkanone stark minimiert werden können.

Ganz Kühne gehen sogar zuerst zur Hypnose und versuchen, sich mit der Kraft ihres Unterbewusstseins zu verbünden, um sich auf eine OP, eine Transplantation (Zitat Chefarzt der Charité: "Hypnose ist erste Wahl") oder auf sonst eine schulmedizinische Intervention vorzubereiten (und stellen manchmal fest, dass diese sich dann erübrigt...). All das ist schon ein wenig bemerkenswerter als eine kataleptische Brücke auf Jahrmarktsniveau. Die nämlich kann jeder in einem Wochenkurs erlernen, sogar völlig ohne Supertalent.

Mehr dazu: » Infoseiten des IHvV » Hypnoseportal » Hypnose-CD's

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