Donnerstag, 17. März 2011

Rauchfrei per Hypnose - Geht das? Und wenn ja: Wie gut?

Hypnose ist nicht gleich Hypnose. Es gibt Hypnosetherapeuten, die über 70-prozentige Erfolgsraten bei der Raucherentwöhnung nachweisen können - und zwar langfristig (mehr als ein Jahr rauchfrei). Ich habe mir 25 Studien zur Raucherentwöhnung genauer angeschaut. In diesen Studien, die von 1970 bis heute durchgeführt wurden, wird Hypnose unterschiedlich eingesetzt: Mal in mehreren Einzelsitzungen, mal mit nur einer Gruppensitzung, mal kombiniert mit Nikotinpflaster, mal mit direkten Standard-Suggestionen, mal mit indirekten, individuellen - und so weiter. Je nach Methode (und ich vermute: auch je nach Hypnotiseur) schwanken die Abstinenzraten, und zwar von 88 Prozent (12-stündige Nonstop-Hypnose) über 60 Prozent (mehrere Einzelsitzungen mit indvidualisierten Suggestionen) bis 13 bzw. 4 Prozent (je nur eine Sitzung). 

Wer sich da genauer informieren möchte, kann mal nach einem der wichtigen deutschen Hypnoseforscher googeln, Prof. Dr. Dirk Revenstorf. Der hat nämlich aktuelle Langzeitstudien zur Wirksamkeit gemacht. Die Ergebnisse sind online abrufbar. 
Mit einem guten Hypnosetherapeuten und der richtigen Vorgehensweise ist es folglich möglich, mit einer 60- bis 88-prozentigen Wahrscheinlichkeit dauerhaft Nichtraucher zu werden. Damit ist die Hypnotherapie jeder anderen überlegen. Woran liegt das? 
Viele meinen, es reiche allein der Wille, aufzuhören. Ist er stark genug, dann hört man eben auf. Das ist völlig richtig. Aber zu kurz gedacht. Denn die meisten fangen ein paar Tage oder Wochen wieder an. Warum? 
Der Wille ist Teil unseres Wachbewusstseins. Und wie die Neurowissenschaft inzwischen weiß, macht der Anteil unseres Bewusstseins am Gesamten der Hirnaktivitäten gerade mal knappe zwei Prozent aus - der gewaltige Rest von 98 Prozent entfällt auf die Aktivität des Unterbewusstseins. All unsere Gewohnheiten aber werden vom Unterbewusstsein gesteuert. Es wäre also clever, nicht mit dem reinen Willen (= Wachbewusstsein) zu arbeiten, sondern das Unterbewusste mit ins Boot zu nehmen. Vielleicht ist ja der Wille so etwas wie ein Steuermann, aber der Motor - das ist das Unterbewusstsein. 
Nur mit dem Unterbewusstsein lassen sich Gewohnheiten dauerhaft ändern. Und Hypnose ist nichts anderes als ein Hilfsmittel - nämlich die Methode, auf direktestem Weg mit dem Unterbewusstsein zu kommunizieren.  Dabei ist der Hypnosefachmann nur ein Helfer - nicht er kommuniziert, sondern er hilft dem Hypnotisierten, mit seinem eigenen Unterbewussten „zu sprechen“. 
Wie aber „den richtigen“ Hypnotiseur finden? Die Ergebnisse entsprechender Suchanfragen im Netz erschlagen einen. Viele preisen Raucherentwöhnungen per Hypnose mit ihrer speziellen Methode an, schmücken sie mit phantasievollen Namen, schützen sie mit einem Warenzeichen. Lasst Euch nicht davon blenden. 
Die veröffentlichten wissenschaftlichen Studien und auch unsere Erfahrungen zeigen: mehrere Einzelsitzungen sind erfolgreicher als nur eine Gruppensitzung. Jeder Mensch ist anders - sogar Raucher :)). 
Wir rauchen aus unterschiedlichen Gründen, unterschiedlich viel, in unterschiedlichen Situationen. Darauf muss also auch unterschiedlich eingegangen werden. Mit Standardhypnosen kommt man da nicht weit. 
Außerdem kann der „Kontakt mit dem eigenen Unterbewusstsein“ bei den ersten ein, zwei Hypnosesitzungen zu der Erkenntnis führen, dass man mit Hypnose ja nicht nur das Rauchen aufhören lernt (denn es ist ein Lernen!), sondern noch ganz andere Probleme lösen kann - körperliche (etwa Allergien wie Heuschnupfen), psychische (z. B. Ängste) oder psychosomatische (Verdauung u. v. m.). 
Um es zusammenzufassen: drei bis vier Sitzungen für eine dauerhafte Raucherentwöhnung sind okay, eine individuell aufgenommene CD für die „Zeit danach“ empfehlenswert, und möchte man während dieser ersten Sitzungen hochkommende Themen bearbeiten, so geht das zwar zum Teil parallel, aber man sollte dann weitere zwei, drei Sitzungen einplanen. Das ganze am besten im Wochenabstand - zumindest die ersten zwei, drei Sitzungen sollten nah beieinander liegen, wegen des Lerneffekts. 
Das „hypnotisiert werden“ ist nämlich eine Sache, die man lernt und selbst weiter trainieren kann. Und irgendwann kann man per Selbsthypnose sehr viel für sich selbst erreichen - ohne zum manchmal nicht ganz billigen Hypnotherapeuten pilgern zu müssen. Mein Literaturtipp dazu: Wolf Riedel: „Wie Hypnose heilt“.  


Mehr dazu: » Infoseiten des IHvV » Hypnose-CD's

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