von rasimama Kerken 229 mal gelesen - Auf "Rheinische Post online"
Surfen durch frühere Leben – Reinkarnationstherapie Ein kleiner Reisebericht...
Ja, und dann war es so weit. Nachdem wir uns fast ein Jahr lang durch unsere Kindheit, bis zur eigenen Geburt hin und her hypnotisierten, kam der Moment des Übergangs. Ich tat mich mit einem Kollegen zusammen, wir übten fleißig und prügelten uns so durch unsere Leben. Stets lief ein Kassettenrekorder mit, wir wollen schließlich nichts verpassen. Der Reiseleiter (Hypnotiseur) hat die Aufgabe, uns so wertfrei wie möglich zu leiten.
Das muss man wirklich üben, denn sonst könnte der Verdacht aufkommen, man manipuliert. Solche Fragen wie: „Haben sie Angst in dieser Situation?“ , oder „Haben sie auch jemanden umgebracht?“ O.ä.“ sind nicht statthaft und würden die ganze Reinkarnationstherapie zunichte machen. Da ich zwei unerklärliche Probleme in meinem derzeitigen Leben habe, war es sinnvoll, da mal nachzuschauen. Vielleicht konnte ich eine Erklärung dafür finden. Zuerst einmal, meine Leben, die ich mir einmal in Hypnose und später auch mit einer anderen Technik (in einem nicht hypnotischen Zustand) ansehen durfte, waren wenig spektakulär, allerdings nicht minder spannend für mich. Kleopatra, oder die Kaiserin von China aus der 135. Dynastie war ich niemals. Es war allerdings interessant, dass ich mich in allen Leben wiedererkannt habe. Obgleich mein Äußeres nicht im geringsten mit meinem heutigen Aussehen vergleichbar war. Ich sah mich, wie von oben herab in verschiedenen Lebenssituationen, aber ich empfand mich so, wie ich mich heute auch empfinde. Die erste Rückführung war nicht sehr schön für mich. Ich fand mich in einer Hütte in einem Waldgebiet wieder. Viele Menschen liefen lautstark in einiger Entfernung an dieser Hütte vorbei. Ich war allein und ich war in dieser Holzhütte eingesperrt. Ich hörte die Rufe der Fliehenden, aber konnte nicht raus. Dann roch es stark und beißend nach Qualm. Nicht nur im vorigen Leben tränten meine Augen, auch im hier und jetzt liefen mir die Tränen übers Gesicht, was ich allerdings erst hinterher erfuhr. Ich bekam einen Hustenanfall, konnte kaum noch atmen, das Feuer kam immer näher. Meine Familie bestand zu derzeit aus einem Vater und einem Bruder, die beide nicht anwesend waren und meine Wut richtete sich gegen sie, weil sie mich ständig einsperrten, wenn sie die Hütte verließen. Während der Hypnose wurde ich von Hustenkrämpfen geschüttelt. Konnte kaum sprechen, weil mir die Luft fehlte. Dann kam ein Punkt, an dem alles gleichgültig war. Es war plötzlich vollkommen in Ordnung und es ging mir saugut. Das muss der Moment meines Todes gewesen sein. Es war interessant, dass die Situation immer noch chaotisch war, doch sie berührte mich nicht mehr. Keine Angst mehr, keine Wut, keine Tränen und kein Husten. Ich konnte auch die Hütte verlassen, sah alles. Das einzige was anders war, ich sah mich selbst nicht mehr, nur noch die anderen Menschen im Wald. Mein zweites Erlebnis war auch sehr interessant. Ich lebte in einem kleinen Fischerdorf mit meiner Familie. Sehr ärmliche Verhältnissee und es roch immer und überall furchtbar modrig und fischig.. Ich war plötzlich männlich. Das Brot verdiente ich als Fischer. Nee, nix Käpten Iglo. Mein Sohn und ich segelten mit einem alten Kahn aufs Meer hinaus und versuchten unser Glück. Mehr schlecht als recht. Dieses Leben erschien mir ziemlich öde und trostlos. Das letzte Mal, als mein Sohn und ich aufs Meer hinaus fuhren, gab es ein Unwetter. Der Sohn wollte auch, dass wir umkehren. Ich habe mich allerdings durchgesetzt und wir blieben. Das letzte, woran ich mir erinnern konnte war, dass mich ein heftiger Schlag am Kopf traf, ich daraufhin ins tosende Wasser fiel und ertrank. Der kurzen Panik folgte eine wunderbare Gleichgültigkeit. Das Ergeben ins Schicksal fühlte sich gut an. Danach sah ich die morsche Jolle noch, in der mein Sohn weinend saß. Es brach mir fast das Herz, doch ich konnte nichts für ihn tun. Zum ersten Mal hatte ich den Wunsch, ihn in den Arm zunehmen und zu trösten. Doch ich war anscheinend schon tot. Das dritte Erlebnis spielt in einer ganz anderen Gegend. Ich war mit einem Pferd, einem wunderschönen Hengst unterwegs. Es war heiß und überall sah ich nur Sand. Ich war ein Kurier, der eine Schriftrolle zu einer vielleicht wichtigen Persönlichkeit bringen musste. Ich schildere jetzt nur die Situation des Todes. Sonst würde es zu lang. Mein Pferd strauchelte und wir stürzten gemeinsam. Mein dunkler Hengst hatte sich ein Bein gebrochen. Das Leid des Tieres ging mir sehr nahe. Ich war entsetzt und entschied mich, ihn mit einem Dolch, die einzige Waffe ich bei mir trug, in die Halsschlagader zu stechen. Ich liebte dieses Tier sehr und weinte noch lange. Die Sonne brannte, ich war hilflos und ohne Pferd war mir klar, dass ich die Distanz, die ich noch zu überwinden hatte, nicht lebend schaffen konnte. Ich starb langsam an Wassermangel. Mit einem Geschmack von Salz und Sand im Mund. Mit pulvertrockenem, schmerzendem Mund dachte ich nur an die Depesche. Dann plötzlich war ich in einer Ansiedlung von weißen, orientalisch anmutenden Häusern und größeren Gebäuden. Ich konnte mich da frei bewegen, mir war alles präsent, ich hatte aber keine Möglichkeit mich bemerkbar zu machen, da mir mal wieder mein Körper abhanden gekommen war. Ich fühlte mich wieder supergut, doch ich war tot. Wir haben noch viele Reinkarnationstherapien gemacht, ich glaube es waren über 100 Lebensläufe. Alle sind auf Tonband aufgenommen worden. Es ist anfangs sehr interessant, doch von Leben zu Leben wurde es immer weniger wichtig, wer oder was man war. Klar könnten jetzt auch Stimmen laut werden, die alles als Phantasie abtun und sich darüber kaputt lachen. Tja, es mag sein, dass es nur meine Phantasien waren, die ich heraufgekramt habe, es kann aber auch anders sein. Einige Ängste, die ich bisweilen in diesem Leben hatte, könnten durch die Reinkarnationssitzungen geklärt und aufgelöst werden. Ein netter Nebeneffekt. Doch das Wichtigste für mich war den Schrecken vor dem Tod, auch vor meinem eigenen Tod zu verlieren. Unsere Welt und alle anderen Welten bestehen aus Geist, der sich in verschiedenen Aggregatzuständen der Verdichtung manifestiert. Es gibt keine Trennung zwischen Geist und Materie, es sind nur verschiedene Zustandsformen. Geist ist Leben. Und wer der Welt helfen will, beginnt am besten mit seiner eigenen Veredelung. Und Eugen Gürster sagte mal sehr treffend: Mit Leuten, denen ihr eigenes Leben eine Last ist, sollte man nicht über Unsterblichkeit reden. Und Goethe meinte dazu: “Der Moment des Todes ist der, wo die Seele die regierende Zentralkraft entlässt, aber nur, um wieder neue Verhältnisse einzugehen, weil sie von Natur aus unvergänglich ist.“ Und mittlerweile glaub ich ihm das.
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