Mittwoch, 17. Oktober 2007

Medizinische Heilhypnose Teil 1

von rasimama Kerken 147 mal gelesen - auf der Plattform "Rheinische Post info"

Reiseleiter durch die Länder des Unterbewusstseins. Kein leichter Job.

Als ich mich vor knapp 10 Jahren zu einer Ausbildung in medizinischer Heilhypnose entschloss, hatte ich völlig verkehrte Vorstellungen von der Materie. Nicht, dass ich später enttäuscht wurde, nein. Es war einfach unglaublich, zu was unser Unterbewusstsein fähig ist. Ja und die Kehrseite der Medaille, zu was unser Unterbewusstsein missbraucht werden kann. Aber fangen wir mal vorne an.
Mein ehrenwerter Lehrer hatte damals schon mehr als 20 Jahre Erfahrungen gesammelt. Für Fachkreise, Ärzte, Heilpraktiker, und Hebammen bot er Ausbildungskurse an. Nee, nicht mal so ein Wochenende und fertig, es ging über ein halbes Jahr mit richtiger Prüfung, die abgenommen wurde. Die anfängliche Euphorie: „Huhuhhh jetzt klatschen wir sie alle weg und fragen sie aus...“, schwand schon am ersten Tag. Es hatte was seriöses, nichts von der Showhypnose, vor der ich nach dieser Ausbildung keine große Achtung mehr habe. Unser Lehrer versprach uns, falls es mal mit unseren Praxen nicht laufen sollte, könnte ein jeder von seinen Schülern in die Showhypnose einsteigen. Da ist wirklich nichts hinter. Und er sollte Recht behalten. Zuerst wurden wir theoretisch aufgeklärt, dazu nur soviel, dass ein seriöser Hypnosetherapeut alles vorab mit dem Patienten bespricht. Die Hypnose wird auf Band aufgenommen, damit ein Nachweis der Arbeit und eine Kontrollmöglichkeit besteht. Der Patient bekommt eine bespielte Kassette mit nach Hause und kann/soll sie sich täglich anhören, das fördert den Verlauf der Therapie. Also es geschieht nichts, womit der Patient nicht einverstanden ist, und vor allem nichts, wovon er gar nichts wissen kann. Falls es anders angeboten würde, sollten die Glocken hell klingen. Lieber einen anderen Behandler aufsuchen. Es ist zwar auch unter Hypnose nicht alles möglich (wir kennen die Geschichten von sexuellen Übergriffen unter Hypnose), doch das ist meist großer Quatsch. Auch in tiefster Versenkung macht ein Mensch nichts, wozu er nicht auch bei vollem Bewusstsein fähig wäre. Das heißt, wenn kriminelle Energie vorhanden ist, kann ich einen Menschen posthypnotisch anweisen, eine Bank zu überfallen, mir das Geld zu bringen und erst im Bus auf dem Heimweg wieder aufzuwachen. Das geht, aber nur, wenn der „Patient“ eh schon zum Bankräuber geboren wurde. Interessant waren die Demonstrationen am ersten Wochenende. Wir spielten alles durch, was irgendwie möglich ist. Wir, die Schüler waren das Versuchsmaterial, somit war auch eine Show von Seite des Lehrer kaum möglich. Denn es war unglaublich was wir sehen und erleben durften. Auch wenn hier vielleicht einige behaupten sollten, das was ich beschreibe gibt es nicht. Vorsicht ! Ich dichte nichts hinzu und will mich keineswegs wichtig machen. Für mich hat das alles sehr beängstigend gewirkt. Ich fuhr nach diesem Wochenende sehr nachdenklich nach Hause. Also: Zuerst einmal wird ein Teilnehmer ruhiggestellt. Dabei liegt er bequem auf einer Liege. Die Ruhigstellung geht über eine ruhige und deutliche Sprache. Der Teilnehmer konzentriert sich auf die Worte des Hypnotiseurs. Je suggestibeler jemand ist, desto schneller kommt der Hypnosetherapeut ans Ziel, nämlich das der Körper nicht mehr gehorcht, die gesamte Muskulatur ruhig gestellt und entspannt ist. Jetzt, in diesem Moment ist das Unterbewusstsein ganz wach und aufmerksam. Einem Kandidaten wurden posthypnotische Anweisungen gegeben einen Text zu vorzulesen. Er konnte mit GESCHLOSSENEN Augen einen unbekannte Text verlesen, den ein Teilnehmer ganz spontan zur Verfügung stellte. In unserem Fall handelte es sich um eine völlig abgehobene Gebrauchsanleitung zu einem medizinischen Gerät. Nach der Hypnose wurde besagter Teilnehmer aufgefordert, den Text aus dem Gedächtnis zu wiederholen. Er konnte es Wort für Wort. Wir waren sehr überrascht. Klasse, Schluss mit elendig langem Vokabeln pauken. Im hypnotischen Zustand kann der Mensch auch durch Wände sehen. Wir versteckten einer anderen Teilnehmerin Gegenstände in verschiedenen Räumen unserer Ausbildungsstätte. Die Versuchsperson lag derweilen ruhiggestellt auf der Liege und konnte nicht wissen was, oder wo wir drei Teile verschwinden ließen. Sie fand die Gegenstände auf Anhieb mit geschlossenen Augen, musste dabei über zwei Etagen marschieren. Einer Teilnehmerin wurde suggeriert, dass bestimmte Stühle im Raum frei wären. Da saßen natürlich die Teilnehmer des Kurses drauf. Sie hat auf den frei suggerierten Plätzen keinen Menschen mehr sitzen sehen. Als einer dieser Teilnehmer mit einer ausgebreiteten Wolldecke auf sie zu ging, bekam sie fast Panik, da sie ja nur die sich selbst durch die Luft bewegende Decke wahrnehmen konnte. Furchtbar, eigentlich. Ab diesem Augenblick war mir klar, wieso ich bestimmte Leute Jahrelang niemals vorher sah, obwohl wir in einer Straße wohnen. Zack einfach ausgeblendet. Es war auch für uns Teilnehmer unglaublich. Wir saßen natürlich fast alle mit offenem Mund da. Eine Teilnehmerin, (ich war es nicht), ließ sich in Hypnose mit langen Kanülen traktieren. Aua!!! Ich hasse jede Art von Spritzen. Doch es blutete so gut wie nicht und die Frau hatte keinerlei Schmerzen. In einem Parallelkurs, wurde sogar von einem teilnehmenden Chirurgen eine kleine OP an einem hypnotisierten Patienten demonstriert, der ohne örtliche Betäubung das Messer gelassen ertrug. Wir sahen leider nur die Fotos. Live wäre besser gewesen. Ich hatte in meinem Ausbildungskurs keinen Chirurgen, nur eine Hebamme, die die Hypnose in ihrer Praxis einsetzen wollte. Das waren natürlich alles mehr oder minder Spielereien, um uns Schülern die Möglichkeiten der Hypnosetechnik zu demonstrieren. In der Heilhypnose geht es ohne Schnickschnack. Es ist Möglich den Patienten zu einem früheren Erlebnis z.B. aus der Kindheit zurückzuführen. Dieses Erlebnis noch einmal durchleben zu lassen. Da können viele Ängste aus dem gegenwärtigen Leben abgearbeitet werden. Traumata aufdecken und auflösen wäre dann das Ziel. Dem Menschen in Stresssituationen die nötige Ruhe zu suggerieren, kann auch ein möglicher Grund für die Therapie sein. Schmerzpatienten von ihren starken Medikamenten zu entwöhnen. Ihnen suggerieren, dass sich alle Schmerzen in wohlige Wärme umwandelt usw. Nichts ist unmöglich. Die Hypnosetherapie deckt ein weites Behandlungsfeld ab. Ich gehe in meiner Praxis sehr behutsam mit dieser Therapieform um. Letztendlich bin zu der Meinung gelangt, die Menschen sollen eher aufwachen, als dass sie noch mehr „eingeschläfert“ werden. Doch in einigen Fällen war die Hypnose wirklich ein Segen. Die Regression, das ist die Rückführung in frühere Zeitabschnitte des Daseins kann sehr hilfreich sein, dem Patienten seine momentane Situation zu verdeutlichen. Doch mit der Geburt des Patienten ist noch nicht Schluss. Man kann über diesen Punkt hinaus auch in frühere Daseinsformen hinaus begleiten. Das ist allerdings schon der Aufbaukurs. Meine eigenen Erlebnisse aus früheren Leben werde ich gerne schildern. Die Leben der Kolleginnen und Kollegen lassen wir mal außen vor. Es soll sich ja keiner wiedererkennen. Das waren natürlich auch sehr persönliche Dinge, die ans Tageslicht kamen. Und wenn jemand demnächst im Zirkus die bezaubernde Rasini sieht, dann wisst Ihr, die hat das richtig gelernt;))

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